Die ihrerzeit größte Legebatterie Europas für Hühnereier bestand von 1967 bis 1972, war 40 Meter lang wie hoch, 18 Meter breit – und stand im Berliner Gewerbegebiet Köllnische Heide. Das sogenannte “Hühnerhochhaus” war weitgehend automatisiert und beherbergte zu Spitzenzeiten 150000 Legehennen auf zehn Stockwerken, die täglich nicht nur jeweils ein Ei produzierten – sondern auch insgesamt 40 Tonnen Fäkalien. Für die Exkremente gab es eine spezielle Trockenanlage, die aber eine derart große Geruchsbelästigung für die Umgebung verursachte, dass die Betreiber*innen den frischen Kot später direkt abtransportieren ließen.
Schon in der Planung des Gebäudes gab es heftige Proteste von Tierschützer*innen, an denen sich auch der prominente Zoologe Bernhard Grzimek beteiligte; das Thema beschäftigte sogar den Innenausschuss des Deutschen Bundestages, der zu einem Ortstermin anreiste. Zum wirtschaftlichen Ende des Projektes nach nur fünf Jahren führten allerdings maßgeblich nicht die aufgerufenen Konsumboykotte, sondern technische Schwierigkeiten und ein allgemeines Überangebot an Eiern auf dem Markt, verbunden mit hohen Betriebskosten.
Auch die beabsichtigte Nachnutzung des Gebäudes als Büroimmobilie erwies sich zunächst als finanzielle wie bauliche Herausforderung. Die Etagenböden waren recht dünn angelegt, im Inneren müffelte es schwer erträglich, an Fenstern mangelte es. Nach Umbauten und Sanierungen zogen mittelständische Unternehmen in das Haus, das aktuell schlicht als “Gewerbehaus Boschweg 13” firmiert. Heute haben dort diverse Träger von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen Quartier bezogen.
Maplink
* https://www.openstreetmap.org/?mlat=52.4621&mlon=13.4667#map=14/52.4621/13.4667
Mehr Lesestoff
* https://www.morgenpost.de/incoming/article212933831/Zu-Huehnerhochhaus-und-Heidekampgraben.html
* https://www.deutschlandfunkkultur.de/berlin-neukoelln-eine-stadt-riecht-nach-arbeit-100.html
Musiktipp
* https://www.youtube.com/watch?v=Ppm5_AGtbTo – Takeo Ishii (featuring mutmaßlich glücklichere Hühner): Bibi Hendl