Das welterste lesbische Magazin wurde ab 1924 in Berlin verlegt. “Die Freundin: Das ideale Freundschaftsblatt” erschien zuerst monatlich, später in kürzeren Abständen als Verbandsorgan des Bundes für Menschenrecht und des Bundes für ideale Frauenfreundschaft, zweier Organisationen in der Weimarer Republik, die man nach heutigen Begriffen als Pionierarbeit leistende LGBT-Interessenvertretung bezeichnen kann.
Neben lesbischer Belletristik thematisierte die Zeitschrift die Lebenswirklichkeit homosexueller und gelegentlich (was in der Leser*innenschaft zu erheblichen Kontroversen führte) bisexueller Frauen sowie von trans Menschen und vermittelte Informationen aus damals aktueller wissenschaftlicher, historischer und kultureller Perspektive. Elementar war auch der Kontaktanzeigenteil, der von nicht-cis-heterosexuellen Frauen wie Männern gleichermaßen genutzt wurde, vorwiegend für das Kennenlernen in Berlin. Überregionale Inserate waren aber keine Seltenheit.
Gegen Ende der 1920er Jahre kam die Redaktion immer häufiger mit den Zensurgesetzen (“Schund- und Schmutzparagraph”) in Konflikt, mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Zeitschrift schließlich verboten. Ihre letzte Ausgabe erschien am 8. März 1933.
Mehr Lesestoff:
* https://www.kakanien-revisited.at/beitr/ncs/AEspinaco-Virseda1.pdf – Kulturelle Netzwerke und die Konstruktion lesbischer Identität in der Weimarer Republik
* https://phaidra.univie.ac.at/open/o:1269072 – Diplomarbeit: Lebensumstände lesbischer Frauen in Österreich und Deutschland von den 1920er Jahren bis zur NS-Zeit
* https://www.lsbttiq-bw.de/2020/11/02/so-blieb-mir-nur-der-weg-des-inserats-die-bedeutung-von-kontaktanzeigen-in-die-freundin-fuer-queere-menschen-im-deutschen-suedwesten/ – Artikel, der den Kontaktanzeigenteil mit Fokus auf ländlichen Gegenden und hier speziell für den deutschen Südwesten näher betrachtet