#48: Bollen statt Böller
#48: Bollen statt Böller

#48: Bollen statt Böller

Berliner*innen (und John F. Kennedy, auch wenn ihm gern anderes unterstellt wurde) wissen: Berliner heißen in Berlin nicht Berliner. Sondern Pfannkuchen. Was woanders Pfannkuchen genannt wird, ruft sich bei uns Eierkuchen – obwohl ich hier auch gerne Plinsen sage (und mampfe), dank meines weiland sächsischen Stammbaumeinschlags.

Die rund-gefüllten Schmalzballen aus Hefeteig werden populärhistorisch auf einen Konditor im Heer Friedrichs des Großen (1712-1786) zurückgeführt, der kein besonders guter Artillerist, dafür aber ein um so besserer Bäcker gewesen sein soll. Sein Dienstherr beorderte ihn daher an die Pfanne, wo er fortan die süße Variante von „Kanonenkugeln“ herstellte. Eine frühe Form von „Brot statt Böller“, sozusagen. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich das Rezept über Brandenburg und Preußen hinaus; seit wann und warum die Pfannkuchen auch ein beliebter Snack zu Silvester und Karneval sind, lässt sich schwierig beziffern. Mutmaßungen gehen dahin, dass mensch sich einst vor der Fastenzeit noch ein paar Reserven anfuttern wollte. Um die 250 Kilokalorien pro Stück bieten die kleinen Energiepakete, was einer halben Tafel Schokolade entspricht. Und richtig fettig sind sie natürlich, eine gute Basis für alkoholische Gelage.

Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Sprachen und Ländern gibt es ein recht buntes Bild von Terminologien für den Pfannkuchen, Berliner, Krapfen oder Kräppel. In Frankreich hört mensch Boule de Berlin, die Niederländer*innen sagen Berlijnse bollen, und hungrige Spanier*innen bestellen eine berlinesa. Putziger klingen die italienischen bomboloni oder finnischen berliininmunkki. Auch das Wort Pfannkuchen strahlte über die deutschen Grenzen hinaus und wurde in Polen zu Pączki, in der Ukraine zu пампушки. Das Wort Krapfen findet sich südlich des deutschen Sprachraums wieder: krof in Slowenien oder krafne in Kroatien. Israel schließlich sagt zu ihnen סופגניות (sufganijot), als hebräische Entlehnung eines ursprünglichen griechischen Wortes für Schwamm.

Wie auch immer ihr die Köstlichkeit nennt und ob ihr sie heute genießt oder nicht – habt einen guten Rutsch ins neue Jahr und feiert schön :)!

Mehr Lesestoff

* https://www.atlas-alltagssprache.de/runde-4/f03/ – Atlas zur deutschen Alltagssprache: Berliner/Krapfen


Bildhaftes und Tönendes

* https://www.youtube.com/watch?v=oYa599aargE – Nicoles Zuckerwerk: Berliner mit beschwipster Pflaume